La Befana
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Alles begann damit, dass
Papst Liberius (352-366) um 354 das Fest der Geburt Christi, das man
bisher auf den 6. Januar datiert hatte, auf den 25. Dezember
vorverlegte. Das war der mystische Tag der unbesiegbaren Sonne, des
Lichtgottes Mithras, dessen Wiedergeburt die Anhänger anderer Religionen
um dieses Datum herum auch noch in Rom feierten. Nun galt es, die
traditionellen Lichtsymbole dieses Tages mit christlichen Elementen zu
vermischen. Schon früh sollen Nachbildungen der Geburtshöhle in
Bethlehem römische Kirchen geschmückt haben.
Doch was ist
mit den Geschenken? An Heiligabend präsentieren die Kinder ihren Eltern
einen Weihnachtsbrief, in Schönschrift und auf verziertem Briefpapier,
mit ihren besten Wünschen und dem Versprechen, brav zu sein. An
Weihnachten selbst werden nur kleine Geschenke aus der „Urne des
Schicksals“ gezogen. Erst am 6. Januar, dem Fest der Heiligen Drei
Könige, findet der große Austausch von Geschenken statt.
Gespannt warten die Kinder auf den Besuch der La Befana, die
Geschenke für die guten und Strafe für die bösen Kinder bringt. Die
wahren Wurzeln der Befana liegen in vorchristlicher Zeit, man übernahm
den alten, heute längst vergessenen Mythos von einem Winterdämon und wob
eine christliche Geschichte darum.
Der Legende nach hielten die Heiligen Drei Könige auf ihrer Reise zum
Christkind bei einer alten Frau an und baten sie um Essen und Schutz für
die Nacht. Die alte Frau schlug ihre Bitte ab, weil sie zu sehr mit
ihrer Hausarbeit beschäftigt war, und die Drei Weisen zogen weiter. Zwar
bereute La Befana ihr ablehnendes Verhalten schnell – doch die Drei
Weisen waren schon fort. Seit damals, so heißt es, wandert sie auf der
Suche nach dem Christuskind durch die ganze Welt und hofft, es in der
Nacht vom 5. auf den 6. Januar zu finden. Sie wird auf verschiedene
Arten beschrieben: Als eine Feenkönigin, als altes Weib, zumeist aber
als eine Hexe.
La Befana vien di
notte - con le scarpe tutte rotte - col cappello alla romana - viva viva
la Befana!
Die Hexe Befana
kommt, wie auch Santa Claus, durch den Schornstein und ist deshalb
schwarz von Ruß. (Ob darum bis heute viele Hexen mit schwarzen Kleidern
dargestellt werden?). Die Kinder hängen ihre Strümpfe in den Kamin oder
stellen ihre Schuhe davor. Den guten Kindern bringt sie Geschenke, den
weniger braven nur Asche und Kohle (die aber meist aus Schokolade
bestehen, denn es gibt ja eigentlich nur gute Kinder...)
In Italien ist die
Hexe - nach einem alten Titel der Priesterinnen der Juno - eine Strega
oder Janara. Gute Hexen haben in Italien also eine lange Tradition
und erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit. Vielleicht liegt es
daran, dass die fanatische Hexenverfolgung der Inquisition in Italien
nicht ganz so ausgeprägt war wie in anderen Ländern, und trotz
unzweifelhaft auch hier grauenvoller Geschehnisse hat in Ligurien die
Hexerei seit dem Mittelalter überlebt. |